Hwange kommt voran

Ein Mädchen mit einem Fahrrad kann ihr Leben und das ihrer Familie voranbringen. Jetzt stell Dir vor eine ganze Region mit tausenden Menschen wäre mobil. Sie hätten die Chance, der Armut zu entfliehen und einer besseren Zukunft entgegen zu rollen.

In den vergangenen vier Jahren haben wir von World Bicycle Relief uns gemeinsam mit Greenline Africa dafür eingesetzt, die Region Hwange in Simbabwe mit Fahrrädern mobil zu machen. In enger Zusammenarbeit mit den Bewohner*innen der Region konnten wir, eingebettet in unsere Programmarbeit, mehr als 2.000 Fahrräder übergeben.

Der Distrikt Hwange in Simbabwe ist mit mehreren großen Herausforderungen konfrontiert: heißes, trockenes Klima mit unvorhersehbaren Wetterereignissen, schlechter Zugang zu Wasser und medizinischer Versorgung, extreme Armut und Ernährungsunsicherheit. In den Dorfgemeinschaften der Region, lebt ein Großteil der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Viele sind vom Tourismus durch die nahegelegenen Victoria Wasserfälle angewiesen. Zuverlässige Transportmittel stehen den wenigsten zur Verfügung.

Durch den ausbleibenden Tourismus im Zuge der Coronapandemie haben sich die Schwierigkeiten der Region Hwange nur noch verschlimmert. „Wir haben immer Angst, mit der nächsten Dürre wieder mit Lebensmittelknappheit und Hunger konfrontiert zu werden”, sagt Wozani Mpofu, ein Dorfvorsteher. „Der wirtschaftliche Zusammenbruch durch die Pandemie wirkt sich auch negativ auf die Versorgung meiner Familie aus, obwohl wir in letzter Zeit durchschnittliche Regenmengen hatten.”  

Aber mit der Hilfe von Fahrrädern, hat sich für die Bewohner*innen der Region viel verändert. Sie können Gesundheitsversorgung, Schulen und Märkte leichter erreichen und haben damit bessere Chancen, sich und ihre Familien voranzubringen.

Das sind einige der Menschen, die Dank ihrer neu gewonnen Mobilität vorankommen:

Siduduzo Gumede, Krankenpflegerin

„Manchmal sterben Menschen, weil es keine Transportmittel gibt,” sagt Siduduzo Gumede, eine 53-jährige Krankenpflegerin aus der Region Hwange. Sie träumt davon, dass alle Pflegekräfte Fahrräder erhalten, um sich schneller und besser um die Kranken kümmern zu können. 

In manchen Fällen benötigen Pflegekräfte mehr als einen ganzen Tag, um einen Krankenbesuch zu erledigen. Die Wege sind so weit, dass es zu Fuß nicht immer möglich ist, noch am selben Tag wieder nach Hause zu kommen.

„Als ich erfahren habe, dass ich ein Fahrrad bekomme, war ich so glücklich,” sagt Siduduzo. „Mit dem Fahrrad kann ich mich um mehr Menschen kümmern und mehr Hausbesuche machen. Ich bin rechtzeitig bei meinen Patient*innen, komme rechtzeitig nach Hause, koche rechtzeitig das Abendessen für meine Jungs und habe genug Zeit, mich auszuruhen.”

Locadia Mpofu, Leiterin Selbsthilfegruppe für Frauen

Locadia Mpofu, ist 36 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. Sie holt jeden Morgen Wasser aus dem Brunnen und bereitet die Mahlzeiten für ihre Familie zu. Dann macht sie sich zu Fuß auf den 10 km langen Weg zu ihrer Arbeit. Sie betreut Selbsthilfegruppen für Frauen, leitet Treffen zum Thema Rechte von Kindern und besucht Familien in denen Probleme gemeldet wurden. „Ich helfe Frauen und Kindern dabei, sich gegen Missbrauch zu wehren und sich Gehör zu verschaffen“, sagt Locadia. „Außerdem helfe ich Frauen in der Gemeinde, Gruppen zu bilden, in denen sie gemeinsam Projekte anstoßen und ihre Ersparnisse zusammenlegen können. “

Locadias Hilfe wird vielerorts gebraucht, doch die Dörfer liegen bis zu 34 km weit entfernt. Deshalb musste Locadia in der Vergangenheit mehrere Selbsthilfegruppen aufgeben. 

Inzwischen hat sie im Rahmen unseres Programms „Mobilized Communities – Mobilität für Alle“ ein Fahrrad erhalten. Das erleichtert ihren Alltag enorm. „Das Fahrrad ist mein Antrieb und ich kann an einem Tag viel mehr schaffen. Außerdem nutzt mein Mann das Fahrrad für Erledigungen und auch um wilde Tiere von unserem kleinen Ackerland zu vertreiben. Das sichert unsere Ernte.“

Smile, Schülerin

Die 14-jährige Schülerin Smile hofft, eines Tages Buchhalterin zu werden. In der Schule ist Mathematik ihr Lieblingsfach. Dank ihres Fahrrads hat sie nun die nötige Energie und Zeit, um sich im Unterricht zu konzentrieren und für gute Noten zu lernen, damit sie ihren Traum verfolgen kann. 

„Das Fahrrad hilft mir, pünktlicher und schneller zur Schule zu kommen,” sagt Smile.

Smile ist ein Waisenkind. Sie lebt bei ihrer Tante und ihrem Onkel. Es ist ihre Aufgabe, frühmorgens die Hausarbeit zu erledigen, bevor sie zur Schule gehen darf. Bevor sie ihr Buffalo-Fahrrad erhielt, musste sie den fast fünf Kilometer weiten Schulweg zu Fuß zurücklegen und war bereits müde, wenn sie in der Schule ankam. 

„Ich war aufgeregt, als ich das Fahrrad bekommen habe. Es hilft mir, vor Unterrichtsbeginn an der Schule zu sein. Ich wünsche mir, dass noch mehr Kinder Fahrräder bekommen, um die Distanzen zu meistern und pünktlich zur Schule zu kommen.”

Haward Ntini, Mechaniker

„Jetzt hat sich mein Leben verändert – ich habe gelernt, Fahrräder zu reparieren. Ich kann mich um meine Familie kümmern und habe Geld für  grundlegende Dinge wie Seife“, sagt er. „Unsere Kinder können zur Schule gehen, und unsere Dorfgemeinschaft kommt voran.”

Bevor die Dorfbewohner*innen Fahrräder erhielten, bestand die größte Herausforderung für sie darin, von A nach B zu gelangen – vor allem für die Schulkinder, die zur Schule gehen wollten, sagt Haward. 

„Wenn ich diesen ganz besonderen Büffel, das Buffalo-Fahrrad, sehe, bin ich so glücklich und erleichtert. Selbst wenn ich zu weit entfernten Orten muss, bringt es mich in kürzester Zeit dorthin.“

Levison Sibanda, Naturschutzbeauftragter

Levison Sibandas Tag beginnt sehr früh. Es macht sich auf den Weg, um nach Löwenspuren Ausschau zu halten. Danach informiert er die Menschen im Dorf, in welche Richtung sie ihr Vieh am besten zum Weiden führen können. Als Beauftragter für den Schutz von Wildtieren und der Umwelt in den Dörfern Hlanganani und Jabulani ist es Levisons Aufgabe, Raubtiere wie Löwen und Hyänen von der Gemeinde fernzuhalten und den Dorfbewohnern beizubringen, wie sie ihr Vieh sicher halten können.

„Ich laufe den ganzen Tag von einem Dorf zum anderen, bis ich wieder nach Hause komme bin ich völlig erschöpft von den weiten Strecken“, sagt Levison. Er legt bis zu 30 km zurück, um ans äußerste Ende seines Reviers zu gelangen. Gelegentlich hat er Glück und wird auf einem Eselskarren mitgenommen. „Manchmal kam ich drei Tage lang nicht nach Hause und übernachtete im Busch, weil es anders einfach nicht möglich war, meine Arbeit zu erledigen.” 

„Jetzt, wo ich ein Fahrrad habe, kann ich meine Aufgaben besser erledigen und die Dorfbewohner*innen rechtzeitig informieren.”

Edward Ndlovu, Pumpenwärter

Die Gegend um Hwange ist sehr trocken. Die Dorfbewohner*innen sind auf Bohrlöcher mit Wasserpumpen angewiesen, um sich mit Wasser zu versorgen. Edward Ndlovu ist dafür verantwortlich, die Pumpen zu warten und zu reparieren. Sie liegen im Durschnittlich 20 Kilometer von Edwards Haus entfernt.

„Die Menschen rufen mich an, wenn es Probleme mit den Wasserlöchern gibt.  Aufgrund der Entfernungen, konnte ich früher nicht alle gemeldeten Fälle noch am selben Tag erledigen“, sagt er. Bevor er das Buffalo-Fahrrad von World Bicycle Relief erhielt, war Edward manchmal gezwungen, die hohen Kosten für Taxidienste in Kauf zu nehmen, um die Wasserversorgung der Dorfgemeinschaften sicherzustellen. 

„Das Fahrrad ist eine große Erleichterung für mich und meine Arbeit. Es bedeutet auch, dass mir mehr Zeit bleibt, um meine Familie zu Hause zu unterstützen. Für die Allgemeinheit bedeutet es, eine gute und zuverlässige Versorgung mit Wasser,“ sagt Edward.

Wozani Mpofu, Dorfvorsteher

Als Dorfvorsteher in Hwange spielt Wozani Mpofu eine wichtige Rolle im Alltag seiner Gemeinde. „Meine Aufgabe als Dorfvorsteher ist es, die vom Chief gefassten Beschlüsse in der Gemeinde zu verbreiten“, sagt Wozani. „Außerdem überwache ich das Zusammenleben im Dorf und schlichte Streit.“

Selbst als Dorfvorsteher verdient er nicht genug, um seine monatlichen Kosten zu decken. Und die Landwirtschaft in einem Gebiet, das von Dürre und schlechten wirtschaftlichen Bedingungen betroffen ist, erschwert die Versorgung seiner Familie. Wozani schnitzt Souvenirs für den Touristenmarkt in Victoria Falls und führt kleine Schmiedearbeiten aus, um ein bisschen Geld für die Familie zu verdienen. Leider ist Wozani durch einen Arbeitsunfall auf dem rechten Auge blind.

 

„Die weiten Strecken sind für mich die größte Herausforderung bei meiner Arbeit als Dorfvorsteher“, sagt er. „Die Häuser im Dorf liegen weit verstreut. Manchmal laufe ich zehn Kilometer an einem Tag, um meinen Pflichten nachzukommen.“

 

Das Fahrrad hilft Wozani nicht nur bei seiner Arbeit als Dorfvorsteher. Abseits davon nutzt er es auch, um seine Waren für den Verkauf zu transportieren und den Lebensunterhalt für seine Familie zu sichern.

 

„Das Fahrrad ist eine große Erleichterung für meine Arbeit im Dienste der Gemeinschaft“, sagt Wozani. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass mein Dorf sich weiterentwickelt und ein sicherer, lebenswerter Ort für alle Bewohner*innen wird.“

Wenn Du Schulkinder, Pflegekräfte und Landwirt*innen mobil machst, hilfst Du einer ganzen Region in eine stabile, vielversprechende Zukunft aufzubrechen. Deine Spende zeigt Wirkung - für diese und kommende Generationen.
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