Der 16-jährigen Stella erging es wie vielen Mädchen in ländlichen Entwicklungsregionen: Sie wurde früh schwanger und musste die Schule abbrechen.

Doch für die Zukunft ihrer Familie ist es wichtig, dass Stella zur Schule geht. Eine vernünftige Ausbildung ermöglicht ihr später ein höheres Einkommen und ein gesünderes und produktiveres Leben. Also die Voraussetzungen, um Entscheidungen unabhängig treffen zu können.¹

Schulschließungen in Krisen können zu einem Anstieg an Teenager-Schwangerschaften von 65% führen

World Vision²

Trotz positiver Trends in den letzten Jahren sind Mädchen in vielen Entwicklungsregionen der Welt noch immer durch kulturelle Hürden und geschlechtsspezifische Vorurteile beim Zugang zu Bildung benachteiligt.

Die Schulschließungen im Rahmen der COVID-19 Lockdowns haben das Problem noch verschlimmert. Ein Großteil des Fortschritts droht zunichte zu gehen.

Laut Angaben des Global Fund laufen weltweit über 5 Millionen Mädchen Gefahr, nach dem Ende der pandemiebedingten Schulschließungen nie wieder in die Schulen zurückzukehren. Zudem nimmt aktuell die Zahl ungeplanter Schwangerschaften, von Zwangsverheiratungen, die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten und häuslicher Gewalt in besorgniserregendem Maße zu.³

Angesichts der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen der Pandemie ist es wichtiger denn je, dass Mädchen zurück in die Schule gehen werden.

Was können wir tun, damit die Coronapandemie nicht Millionen von Kindern für immer aus der Schule wirft? Und vor allem Mädchen in dieser Situation Mut zu geben, ihren Weg Richtung Zukunft zu gestalten?

 

Mobilität als Schlüssel

Stella war entschlossen mit den Normen zu brechen und ihren eigenen Weg zu gehen. Als ihre Tochter zwei Jahre alt war, entschied sie sich, trotz 12km Schulweg, wieder zurück in die Schule zu gehen.

Jeden Morgen musste Stella um drei Uhr aufstehen, um Wasser zu holen, aufzuräumen, abzuspülen und natürlich sich um ihre Tochter zu kümmern. Erst danach konnte sie sich auf den weiten Fußmarsch zur Schule machen.

Bis zu dem Punkt, als sie das alles trotz ihrer Ambitionen und Entschlossenheit nicht mehr bewältigen konnte. Stella hatte Angst vor Gewalt und sexuellen Belästigungen auf dem Schulweg, sie war müde durch den Schlafmangel und die weiten Wege und letztlich brachte ihre Unpünktlichkeit auch Probleme in der Schule.

Doch dann veränderte sich ihr Leben über Nacht: sie erhielt ein Fahrrad.

Mit dem Fahrrad gewann Stella wertvolle Tagesstunden zurück. Das Wasserholen ging schneller und leichter und der Weg zur Schule verlor seinen Schrecken.

Das Fahrrad machte ihr Mut und gab ihr die Freiheit, ihr Leben und das ihrer Tochter selbst zu bestimmen – etwas, das zuvor nie möglich erschien.

Mit dem Fahrrad fühle ich mich sicher. Ich radele an den Hütten der Motorradtaxifahrer vorbei und muss mir keine Sorgen machen, dass sie mich anhalten.

Stella, 19 Jahre

Motor für Entwicklung

Seit 2005 konnten sich bereits mehr als 550.000 Menschen aus 21 Ländern aus eigener Kraft mit den Fahrrädern von World Bicycle Relief neue Chancen eröffnen.

Mit robusten, langlebigen Buffalo-Fahrrädern können Schulkinder, Krankenpflegepersonal, Bauern und Bäuerinnen ihr eigenes Leben und das ihrer Familien und ganzen Gemeinden nachhaltig voranbringen.

Die Programme von World Bicycle Relief haben immer das Ziel, dass 70% der Buffalo-Fahrräder in den Programmen Mädchen und Frauen zur Verfügung gestellt werden.

Mit der Studie “Wheels of Change” hat das unabhängige Forschungsinstitut IPA (Innovations for Poverty Action) die Wirkung der Fahrradprogramme auf die Bildung und Stärkung von Mädchen an 100 Schulen und 2.471 Schülerinnen in Sambia  wissenschaftlich untersucht.

Die Wirkungsstudie belegt: Ein Fahrrad kann alles verändern.

Die einjährige randomisierte Kontrollstudie zeigte, dass Mädchen mit Fahrrädern weniger Fehltage in der Schule hatten (-28%), Zeit auf dem Schulweg sparten (-33%), pünktlicher zum Unterricht kamen (+66%), weniger auf dem Schulweg belästigt wurden (-22%) und ihr Selbstbewusstsein stärkten.

Alle Hoffnung ruht auf Mariangel. Sie ist ein kluges Mädchen und wir wollen, dass sie die Schule abschließt. Dieses Fahrrad ist ein Geschenk des Himmels.

Großmutter von Mariangel

COVID-19: Auswirkungen der Pandemie auf Frauen und Mädchen

In Galapa, in der Region um Barranquilla in Kolumbien, kann der Weg zur Schule Alpes de Sevilla Galapa für Schüler*innen zu Fuß lang und oftmals unsicher sein. Der Preis für den Transport mit einem Motorradtaxi ist für die meisten Familien viel zu hoch. Als die 13-jährige Mariangel Anfang 2020 ein Buffalo Bicycle erhielt, war ihre Familie erleichtert. Jetzt kann sie die Ausbildung fortsetzen, die sie so dringend für eine bessere Zukunft braucht.

COVID-19 hat die Region rund um Barranquilla stark getroffen. Ihre Schule ist, wie so viele andere Schulen weltweit, geschlossen. Millionen von Mädchen sind finanziell und technologisch von jeglichem Zugang zu Bildung abgeschnitten.

Trotz aller Härte des Lockdowns gehört Mariangel zu den Glücklicheren. Mit dem Fahrrad kann sie sich regelmäßig die Schulaufgaben von der Schule abholen. Ihre Eltern, die ihre Jobs verloren haben, nutzen das Fahrrad, um die Familie mit dem Verkauf von Brot über Wasser zu halten. Die Hoffnung wieder ins Klassenzimmer zurückzukehren motiviert sie auf Kurs zu bleiben.

Mit einem Fahrrad kann ein Mädchen alles erreichen.

Karina Garcia, World Bicycle Relief

Die Zukunft auf zwei Rädern in die eigene Hand nehmen

Während ein Großteil der Welt langsam ein Licht am Ende des Tunnels sieht, so stehen Schulkinder in Entwicklungsregionen – insbesondere Mädchen – vor großen Hürden. Die Rückkehr zur Schule ist ein langer und schwieriger Weg, den viele nicht alleine bewältigen können.

Ein einfaches Fahrrad kann eine entscheidende Rolle dabei spielen, Mädchen möglichst schnell und sicher wieder Zugang zu Bildung zu ermöglichen und neue Horizonte zu eröffnen.

 

Es sollte nicht unser Ziel sein, dass alles wieder so wird, wie es mal war. Stattdessen müssen wir uns stark machen für eine Welt, wie sie sein sollte - ein Ort, an dem sich jedes Mädchen entfalten und einbringen kann.

Malala Yousafzai

Mit Fahrrädern können Mädchen ihre Zukunft, die ihrer Familien und der ganzen Welt neu ausrichten. Im Gegenzug wird die Welt neue Möglichkeiten für Mädchen bereithalten.

 

Hilfst Du uns dabei, Mädchen mit Fahrrädern Mut zu machen, damit sie ihre Zukunft neu gestalten können?

 

 


¹ UNICEF | Girls’ Education: Gender equality in education benefits every child
² World Vision | COVID-19 Aftershocks: Access denied
³ Global Fund | Melissa’s Story: Out of school and at risk of HIV and violence during lockdown
World Bicycle Relief | The impact of girls’ education and empowerment outcomes in Zambia

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