Gegen die Uhr
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In mancherlei Hinsicht wirkt Scholastica wie eine ganz normale Teenagerin. Die 17-jährige liebt Sport. Sie ist stolz darauf, dass sie ein Fahrrad hat und dass ihre jüngeren Cousinen sie cool finden, weil sie sie morgens auf ihrem Gepäckträger zur Schule mitnimmt. Sie hat große Träume für ihre Zukunft. Sie möchte Menschen in ihrer Gemeinde helfen. Aber letztlich ist – verglichen mit unseren Maßstäben – wenig im Leben von Scholastica normal.

Scholasticas Wettlauf mit der Zeit

Scholasticas Eltern leben weit weg von ihrer Tochter und versuchen, über die Runden zu kommen. Um die Schule besuchen zu können, wohnt sie bei ihren Großeltern und ihrem Onkel in Chepkongi, Kenia.

Jeden Morgen steht Scholastica um 4 Uhr auf, um Feuer zu machen und das Frühstück für sich und die anderen zu kochen. Sie hilft ihren jüngeren Cousinen beim waschen und anziehen. Nachdem sie ihre Aufgaben erledigt und die Kleinen in der Grundschule abgesetzt hat, fährt sie zur Sambut Secondary School, die 7 km von ihrem Dorf entfernt liegt.

Nach der Schule muss Scholastica Aufgaben im Haushalt erledigen, bevor die Nacht hereinbricht. Als letztes wäscht sie noch die Kleidung der Familie bevor sie schlafen geht. Am nächsten Morgen um 4 Uhr beginnt alles von vorne.

Früher musste Scholastica die 7 km lange Strecke zur Schule zu Fuß bewältigen und war im Unterricht ständig müde und konnte sich nicht konzentrieren. Neben den Aufgaben im Haushalt blieb selten Zeit zum Lernen. Seit sie ein Buffalo-Fahrrad bekommen hat, hat sich ihr Leben sehr verändert.

EIN FAHRRAD, DAS ALLES VERÄNDERT

Im September 2015 wurden an Scholasticas Schule im Rahmen des Bildungsprogramms BEEP Buffalo-Fahrräder an Schüler*innen übergeben, um ihnen zu helfen, die großen Distanzen zu überwinden. Die Raten der Schulabbrecher waren bis dahin sehr hoch an der Sambut Secondary School – und lange Schulwege sind laut Bildungsministerium einer der Hauptgründe dafür. Scholastica war eine der ersten, die ein Fahrrad bekam.

„Die Fahrräder haben so viel ins Rollen gebracht“, sagt Herr Simiyu, der Direktor der Schule. Die Schüler*innen kommen sogar am Wochenende zur Schule und lernen ohne Lehreraufsicht. Die Fehlzeiten sind gesunken. Und wenn die Schüler*innen krank sind, benutzen sie das Fahrrad, um eine angemessene medizinische Untersuchung zu bekommen.

Mit ihrem Buffalo-Fahrrad kann Scholastica nun ihre Cousinen zur Schule bringen und kommt trotzdem pünktlich zu ihrem eigenen Unterricht. Sie fährt von Montag bis Samstag zur Schule. Am Samstag trifft sie sich mit ihren Klassenkameraden zum Lernen – etwas, wofür sie früher nie Zeit oder Energie hatte.

„Mein Lieblingsfach ist Christlicher Religionsunterricht“, sagt Scholastica. „Ich möchte Nonne werden und den Armen in meinem Land helfen.”

Durch das Fahrrad hat Scholastica jetzt endlich auch Zeit für außerschulische Aktivitäten. „Ich liebe Sport und kann mich mit meinen Freund*innen treffen“, sagt sie. „Im Gegensatz zu früher.“

Das Fahrrad hat mein Selbstvertrauen gestärkt. Ich habe keine Angst mehr vor Jungs.

Scholastica
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https://worldbicyclerelief.org/wp-content/uploads/2019/08/Scholastica-2017-LMD-1411.png Thanks to her bicycle, Scholastica now drops her cousins off at school https://worldbicyclerelief.org/wp-content/uploads/2019/08/Scholastica-2017-LMD-03099.png https://worldbicyclerelief.org/wp-content/uploads/2019/08/190-300_Scholastica-LMD-03119cmyk.png

EIN NEUES GEFÜHL VON SICHERHEIT

Das Fahrrad gibt Scholastica auch ein neues Gefühl von Freiheit und Sicherheit. Sie kann jetzt einfach an Männern und Jungen in ihrem Dorf vorbeifahren, die junge Mädchen vom Schulbesuch abhalten wollen.

„Solange ich zu Fuß unterwegs war, hielten mich die Jungs an und redeten auf mich ein“, sagt Scholastica. „Sie bieten dir an, dich mit dem Motorrad nach Hause zu fahren. Wenn man dort ankommt, sagen sie, dass man nicht mit Geld bezahlen muss. Sie wollen etwas anderes von dir. Sie sind Schulabbrecher und sagen, dass du auch abbrechen sollst, weil der Schulweg sowieso zu anstrengend ist. Wir bleiben stehen, weil wir höflich sind. Dann folgen sie uns, wo immer sie können. Wenn wir nicht auf sie hören, werfen sie vielleicht sogar etwas oder schlagen uns.“

Mit einem Lächeln sagt sie mutig: „Mit dem Fahrrad ist es für Jungs schwer, mich anzuhalten. Noch bevor sie es tun, bin ich bereits an ihnen vorbeigeflogen. Vor allem, wenn wir als Gruppe von Mädchen fahren. Das Fahrrad hat mein Selbstvertrauen gestärkt. Ich habe keine Angst mehr vor Jungs.”

Du kannst mehr Schüler*innen wie Scholastica in ihrem täglichen Wettlauf mit der Zeit helfen.
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